Has’ und Igel Radtour Buxtehude: Radfahren wie im Märchen
Was haben ein Hase und ein Igel mit einer Fahrradtour zu tun? In Buxtehude eine ganze Menge! Denn hier trifft das berühmte Märchen von Has’ und Igel auf norddeutsche Landschaft, Fachwerkromantik und echte Radfahrfreude.
Ich habe die Has’ und Igel Radtour Buxtehude kürzlich selbst gemacht – und war überrascht, wie vielseitig diese Runde ist: flach, idyllisch, voller überraschender Momente. Für mich: eine der schönsten Märchenrouten in Norddeutschland.
Infobox: Die Route im Überblick
Strecke | ca. 38 km (Rundtour) |
Dauer | 2,5 bis 4 Stunden (mit Pausen & Fotostopps) |
Schwierigkeit | mittel |
Unterlag | Asphalt, Schotter, Feld- und Waldwege |
Jahreszeiten | Ganzjährig befahrbar, doch je nach Wetter und Saison sind Segmente feucht |
Highlights | Altstadt Buxtehude, Neukloster Forst, Estetal und Wassermühle |
Ideal für | Familien, Paare und Naturfans |
Meine Highlights entlang der Strecke
1. Altstadt Buxtehude – Märchenstart mit Espresso
In Buxtehude bist Du nicht einfach irgendwo. Du bist dort, wo der Igel schneller war als der Hase, wo Märchen nicht erzählt, sondern gelebt werden – sichtbar in den Straßen, den Brunnen, den Figuren am Wegesrand.
Ich startete meine Tour am Has‘ und Igelbrunnen, mitten in der Altstadt. Dort schauen die beiden Igel-Figuren keck hervor, als wollten sie mir sagen: „Na, wer wohl wieder gewinnt?“
Um mich herum: verwinkelte Gassen, schiefe Fachwerkfassaden, bunte Türen, die Geschichten erzählen.
Wer mag, sollte sich hier auch kurz mit dem Märchen beschäftigen – es ist überall präsent. Sogar die Wegweiser der Route tragen ein Hase-und-Igel-Symbol. Du folgst also von Anfang an einem stillen Begleiter mit Charme und Selbstbewusstsein.
2. Buxtehuder Marschland & Moore
Kaum hast Du Buxtehude hinter Dir gelassen, beginnt eine neue Welt: die Marsch – flach, weit, still. Die Straße führt Dich hinaus durch die weiten Felder, vorbei an Gräben und schilfbewachsenen Bachläufen, die das Licht wie kleine Spiegel brechen. Auf dem ersten Abschnitt fährst Du auf ruhigen, asphaltierten Wirtschaftswegen, die fast meditativ wirken.
Der Weg schlängelt sich vereinzelt an Gräben entlang, deren Wasser im Sonnenlicht funkelt. Auf der linken Seite: ein schmaler, mooriger Bach, umrahmt von Erlen, Schilf und überhängenden Ästen. Es riecht nach feuchtem Gras und Sommerregen, selbst wenn’s trocken ist.
Ein paar Minuten später: offene Wiesenlandschaften bis zum Horizont. Kühe dösen im Schatten, ein alter Weidepfahl mit Stacheldraht erinnert daran, dass hier Landwirtschaft seit Jahrhunderten dazugehört.
3. Neukloster – Dörflicher Charme & Marktplatzflair
Neukloster liegt ruhig eingebettet zwischen Marsch und Wäldern. Die kleine Kirche im Zentrum, das Kopfsteinpflaster, die Bänke unter alten Bäumen – alles atmet Dorfgeschichte.
Zur Pfingstzeit verwandelt sich Neukloster in eine Festmeile. Der größte Pfingstmarkt Norddeutschlands bringt dann Karussells, Zuckerwatte, Gaukler und Livemusik. Ich war im Frühsommer da – die Stände schon aufgebaut, die Vorfreude spürbar.
Wenn Du zur Marktzeit kommst: bleib hier länger. Wenn nicht, dann ist es der perfekte Ort für eine kleine Verschnaufpause mit Kirchturmglocken im Hintergrund.
4. Neukloster Forst – Der „wilde Wald“
Direkt hinter Neukloster öffnet sich der Neukloster-Forst wie ein grüner Vorhang. Der Übergang ist fast filmreif: erst noch Felder, dann plötzlich Schatten. Es wird kühler. Die Geräusche verändern sich. Der Weg wird weicher, der Rhythmus langsamer.
Der Neukloster-Forst ist kein gewöhnlicher Wald. Er ist ein lebender Mikrokosmos. Ein Raum zum Durchatmen, Innehalten und Staunen – mit stillen Bächen, geheimnisvollen Hügelgräbern und einer Natur, die den Ton angibt.
Der Weg führt auf feinem Schotter unter hohen Laubbäumen hindurch. Sonnenstrahlen fallen durch die Blätter wie durch Buntglas. Es riecht nach feuchtem Laub, Harz und manchmal nach Pilzen – obwohl keiner zu sehen ist.
Ein besonders stiller Ort ist der FriedWald, den Du entlang des Weges passierst. Hier wird unter Bäumen bestattet. Ganz ohne Grabstein, ohne künstliche Eingriffe. Nur der Wald – und vielleicht ein paar Namen auf einer Plakette.
Ein paar Meter weiter entdecke ich eine Tafel: „Hügelgräber aus der Bronzezeit“.
Diese Grabanlagen stammen aus der Zeit zwischen 1600 und 700 v. Chr. – und sie liegen einfach so da. Kein Zaun, kein Eintritt. Nur Wald und Vergangenheit. Ich stieg kurz ab und trat näher. Moos bedeckte einen der Hügel. Es war kühl unter den Bäumen. Und ganz still.
Kurz darauf: der Ilsebach. Ein glasklarer, sanft fließender Seitenarm, der sich zwischen Bäumen hindurchwindet. Ich trat näher ans Wasser und hörte ein leichtes Plätschern.
Dann: Bewegung. Und da stand er – ein Reiher, regungslos, nur ein paar Meter entfernt. An einer besonders breiten Stelle des Bachs lädt ein Rastplatz zum Verweilen ein.
5. Insider-Tipp: Stop für ein Eis
Warum lohnt sich Ottensen als Zwischenstopp? Weil hier zwei Dinge perfekt zusammenkommen: norddeutsche Dorfromantik und süße Versuchung. Schon die Einfahrt in den Ort ist wie ein kleiner Zeitsprung – gepflegte Fachwerkhäuser mit Reetdach, auf den Giebeln geschnitzte Pferdeköpfe, dichte Hecken, blühende Rosen.
Und dann – kurz bevor Du denkst, es kommt nichts mehr – steht sie plötzlich versteckt in einer Seitenstraße vor Dir: die Konditorei Brinkshoff.
Von außen ein unspektakulärer Zweckbau mit grünem Holz, Backstein und Vordach. Von innen: eine Schatzkammer. Ich trat ein – noch leicht staubig vom Waldboden – und war sofort von Kuchenduft und Vitrinenglanz umhüllt.
Aber ich war wegen des Eises hier. Ich bestellte Joghurt-Blaubeere und dazu Salzkaramell. Die Kugeln ließen mir allein schon durch ihren Duft das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Die Kugeln waren groß, cremig, aromatisch – nicht überzuckert, sondern balanciert. Die Blaubeere schmeckte fruchtig und echt, das Salzkaramell war weich, mit dezenter Salznote und feiner Vanillebasis.
Ich setzte mich mit dem Eis auf die Bank unter dem Vordach. Zwei andere Radler grüßten, ein Kind kam mit Kuchenbox aus dem Laden. Die Verkäuferin fragte freundlich: „Und? War’s die richtige Wahl?“ Ich nickte mit vollem Mund.
6. Unteres Estetal – Weite Landschaft im Wechsel mit alten Alleen
Warum wird das Untere Estetal oft als das Herzstück der Tour bezeichnet? Weil hier die Landschaft plötzlich aufmacht – breit, licht, ruhig – und Dich in eine Welt entlässt, in der der Wind das Tempo vorgibt.
Nach dem süßen Zwischenstopp bei Brinkshoff beginnt der Abschnitt, der mich persönlich am stärksten entschleunigt hat. Die Felder liegen sattgrün bis zum Horizont, Apfelbäume biegen sich am Wegrand, dazwischen dichte Hecken, durch die der Duft von Heu und Wildrosen zieht.
Ich fuhr langsam. Nicht, weil es anstrengend war – sondern weil ich wollte, dass es länger dauert. Links weideten Pferde im Schatten eines abgestorbenen Baumes – ein fast symbolisches Bild für Ruhe, Kontinuität, norddeutsches Landgefühl.
Dann tauchst Du ein in eine dieser Alleen, die wirken, als wären sie aus einem Bildband gefallen. Zwei Reihen uralter Bäume wölben sich über den Weg wie ein grünes Kirchenschiff.
7. Gemütlicher Rastplatz an der Este zwischen Nindorf und Daensen im Estetal
Zwischen den Dörfern Nindorf und Daensen liegt einer dieser Orte, die man fast verpassen würde – wenn nicht der Blick auf das Wasser Dich zwingt, stehenzubleiben.
Eine schlichte, charmante Holzbrücke überspannt hier die Este, eingerahmt von Bäumen, die mit ihren Zweigen bis ins Wasser reichen.
Ich stieg ab, lehnte das Rad an den Brückenrand, ließ die Hände auf dem rauen Holzgeländer ruhen – und lauschte. Wasserrauschen. Vogelrufe. Wind in den Eichen. Kein Mensch weit und breit. Die Este schlängelt sich hier ruhig und klar durch die Landschaft – wie ein Naturgedicht in Slow Motion.
Es gibt hier tatsächlich eine Bank. Kein Rastplatz von der Stange – eher ein liebevoll platzierter Pausenort für Eingeweihte. Direkt neben der Brücke und mit Blick auf das Wasser. Ich setzte mich, trank einen Schluck, biss in mein Brötchen mit Frischkäse und Kräutern – und wollte nicht wieder aufstehen.
8. Einkehr-Tipp: Restaurant Merrano in Daensen
Nach gut zwei Dritteln der Tour war es soweit: Der Magen meldete sich. Und wie bestellt tauchte sie auf – die massive, wunderschöne Hofanlage mit dem blauen Eingangstor: das Restaurant Merrano.
Ich parkte mein Rad direkt am Eingang, trat durch das Tor und wurde freundlich begrüßt. Draußen auf der Terrasse herrschte angenehme Ruhe. Einige Gäste unterhielten sich leise, der Blick ging ins Grüne – auf die alten Bäume rund ums Gelände und die nahen Abschlagplätze des Golfclubs.
Die Karte? Abwechslungsreich, bodenständig, mit kleinen Ausreißern in die internationale Küche. Ich entschied mich für eine Gemüsepfanne mit Reis – bunt, frisch, dezent gewürzt.
Die Bedienung war herzlich und unaufgeregt. Genau richtig. Und als ich da saß, mit einer kühlen Apfelschorle und diesem warmen Teller vor mir, dachte ich kurz daran, den restlichen Tag hier zu verbringen.
9. Heimbruch – Ein Ort zum Füße baumeln lassen
Der Abstecher nach Heimbruch lohnt, wenn Du eine stille Pause suchst. Die Brücke über die Este bietet freie Sicht aufs Wasser – ein echter Slow-Travel-Moment.
Ich setzte mich auf die Brückenkante, ließ die Beine baumeln. Kein Mensch weit und breit. Nur Fluss, Feld, Himmel.
10. Wassermühle Ovelgönne – Zeitreise am Mühlenteich
Kurz vor dem Ende wartet die Wassermühle Ovelgönne – ein echtes Juwel aus der Vergangenheit. Dann öffnet sich die Szenerie – und Du stehst vor dem moosgrünen Reetdach der Mühle, das sich wie ein riesiger Filzhut über das alte Fachwerkhaus legt.
Die Wassermühle Övelgönne wurde 1674 erbaut – und sie mahlt noch heute. Nicht täglich, aber regelmäßig. Und selbst wenn kein Rad sich dreht, erzählt dieser Ort bei jedem Schritt Geschichte.
Das große Holzschaufelrad, das einst das Korn der Bauern aus Neuenfelde, Francop und dem Moor mahlte, steht noch immer an Ort und Stelle.
Doch die Mühle ist nicht nur Denkmal – sie lebt: Backtage, Führungen und Veranstaltungen sind öffentlich – Termine findest Du am Aushang oder unter auf der Website vom Mühlenmuseum.
Und dann ist da noch der Mühlenteich. Er liegt wie ein kleiner, verwunschener See an der Mühle.
Hasenohren im Kornfeld
Auf den letzten Kilometern, kurz vor dem Ziel, geschah es: ein Rascheln im Grün. Ein Zucken. Dann zwei braune Spitzen, die sich langsam durch das Feld bewegten – Hasenohren.
Wir lachten. „Da ist er – der Hase!“, sagte ich. Der Igel? Der wartet wahrscheinlich schon in Buxtehude – mit einem Stück Butterkuchen und einem selbstzufriedenen Grinsen.
Zurück am Has‘ und Igel-Brunnen – wo alles begann
Und dann stehe ich wieder da. Das Rad lehnt am Sockel, ich selbst stütze mich auf den Kopf des Hasen, der mir etwas verdutzt entgegenblickt. Der Igel daneben wirkt wie immer entspannt – wahrscheinlich war er nie weg.
Ich muss grinsen. Der Hase hat es heute wieder nicht geschafft – aber ich habe alles gesehen, erlebt und erschmeckt, was zwischen Start und Ziel lag.
Die Has’ und Igel Radtour ist kein Wettrennen.
Sie ist eine Einladung. Zum Entdecken, Genießen, Anhalten.
Und vielleicht sagt der Igel am Brunnen am Ende leise:
„Ich bin schon da.“
Und ich denke mir:
„Ja, ich jetzt auch.“
Praktische Infos & Planung
Meine Fahrradtour von Hamburg ins Alte Land begann mit der S5 ab Hamburg bis Buxtehude – von dort aus ging’s direkt aufs Rad und mitten hinein ins Alte Land, vorbei an Marschlandschaften, Fachwerkdörfern und Obstwiesen.
Anreise mit Bahn oder Auto
Transportmittel | Infos |
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Bahn | S5 von Hamburg (alle 20–30 Min), HVV- & Deutschlandticket gültig |
Elbe-Radwanderbus | Fährt saisonal an Wochenenden, Radmitnahme möglich |
Auto | Zentrale Parkplätze: Hansestraße, Hafen, ZOB – teils kostenpflichtig |
Saison & beste Uhrzeit für den Start
- Beste Zeit: Mai bis Oktober
- Startzeit: 9:30–10:00 Uhr ideal – mit Licht & weniger Gegenverkehr
- Vermeide Mittagshitze – es gibt längere Passagen ohne Schatten
Öffentliche Toiletten, Trinkwasserstellen & Fahrradservice
Kategorie | Ort |
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Toiletten | Tourist-Info Buxtehude, ZOB |
Trinkwasser | Gaststätten entlang der Strecke |
Fahrradladen | Buxbike |